Love is in the air…

Nachdem der Valentinstag vorüber ist und langsam die ersten Frühlingsgefühle erwachen, reden wir diesen Monat mal über das Thema Geburtshilfe , genauer gesagt über den Kaiserschnitt.

Unsere Patientin des Monats ist Pomeranian Dame Zora.

Zora ist was das Thema Geburt angeht kein Neuling. Als Hündin einer erfahrenen Züchterin hatte sie bereits vier Geburten – leider davon schon mal eine mit einem Kaiserschnitt verbunden.

Doch fangen wir vorne an: unsere Hündinnen kommen, je nach Rasse, Größe und individuellem Zyklus 1-2 mal pro Jahr in die Läufigkeit. Nach der Blutungsphase folgt die sogenannte Standhitze. Die Standhitze ist im wahrsten Sinne des Wortes die „heiße“ Phase, in der die Hündinnen sich decken lassen und es zur Befruchtung kommen kann.

Zora ist, wie schon erwähnt, eine Zuchthündin. Ihre Trächtigkeit war geplant und gewollt. Um jedoch eindeutig zu wissen, ob Zora bei den Deckversuchen trächtig wurde, konnten wir erst 24 Tage nach dem letzten Deckakt sagen. Eine lange Zeit der Ungewissheit, für Hund, Besitzer und uns!

Ab dem 24. Tag der Trächtigkeit kann man via Ultraschall bereits Welpen mit aktiven Herzschlägen erkennen und abschätzen, mit wie vielen Welpen die Hündin tragend ist. Möchte man die genaue Anzahl der Welpen ermitteln, kann man zusätzlich ein Röntgenbild machen. Das geht allerdings erst ab dem 45. Tag, da mit der weiteren Entwicklung der Welpen deren Knochen heranreifen, die vorher auf dem Röntgenbild sonst nicht darstellbar wären.

Auch Zora betrat am 29. Tag nach der letzten Bedeckung unsere Praxis. Ihre Besitzerin kam schon mit einem guten Bauchgefühl zum Ultraschalltermin. Züchter mit jahrelanger Erfahrung haben oftmals ein sehr gutes Gespür dafür, ob die Hündin aufgenommen hat oder nicht. Sie erkennen es oft in kleinsten Verhaltensänderungen ihrer Hündinnen. Der Ultraschall schafft dann die Gewissheit. So war es auch bei Zora. Eine zuversichtliche Besitzerin und eine tragende Hündin! Passt. Schätzungsweise 5 kleine Herzen wurden geschallt, ein Röntgentermin zur eindeutigen Zahlbestimmung brauchte die Besitzerin nicht mehr.

Die Trächtigkeit verlief planmäßig, es ging langsam gegen Ende zu, doch – Zora? Irgendwie hatte sie da so ihren eigenen Plan, von wegen 60 Tage!

Gegen Ende einer Trächtigkeit bereitet sich die werdende Mutter auf ihre Welpen vor: das Gesäuge bildet sich an, sie betreibt Nestbauverhalten, zieht sich zurück. Ca. 1 Tag bevor die Geburt dann einsetzt, sinkt die Körpertemperatur der Hündin ab. Von einer normal Temperatur von 38,5°C rektal geht sie runter auf etwa 37°C. Bevor die Geburt einsetzt wird die Hündin unruhig, zieht sich zurück, liegt viel und hechelt stark. Doch nicht bei Zora. Die Tage vergingen und Frauchen wartete gespannt auf das Einsetzen der Geburt, doch nichts. Am 62. Tag rief die Besitzerin dann bei uns an. Ein Kontrolltermin mit Ultraschalluntersuchung wurde noch für den gleichen Vormittag vereinbart. Bei der Untersuchung zeigte sich keine Auffälligkeit. Die Herzen der Welpe schlugen munter vor sich hin. Zora wirkte entspannt. Also wurde sie wieder zur Beobachtung in die häusliche Pflege entlassen. Zwei Tage später, Tag 64: immer noch keine Anzeichen einer beginnenden Geburt, erst recht nichts was Wehen nahe kommt. Also ging es für Zora wieder in unsere Praxis zur erneuten Ultraschallkontrolle. Bei der Untersuchung konnte man nun sehen, dass die Herzchen schon ein wenig langsamer schlugen als noch vor zwei Tagen. Daher fiel die Entscheidung schnell auf den Kaiserschnitt.

Der Kaiserschnitt (sectio caesarea) ist das Mittel der Wahl wenn es die Hündin nicht selbst durch die Geburt schafft. Die Narkoseeinleitung erfolgt bei uns über einen Venenzugang, sodass die Narkose exakt nach Bedarf dosiert werden kann. Anschließend wird die Hündin intubiert und an die Inhalationsnarkose angeschlossen, damit die Welpe so wenig Narkosmittel wie möglich über die Plazenta (Verbindung des Blutkreislaufes zwischen Mutter und Welpe) aufnehmen. Es ist also Eile geboten. Auch für uns Helferinnen ist der Kaiserschnitt immer eine wunderschöne aber nervenaufreibende Sache. Wir bereiten eine „Wurfbox“ vor, mit Decken und Wärmequellen und übernehmen die Erstversorgung der Welpen. Sobald die Gebärmutter der Hündin eröffnet ist, überreicht der Operateur den Helferinnen steril die Fruchthüllen samt Welpen. Dann werden diese schnell aber vorsichtig geöffnet und die Welpen werden abgenabelt. Anschließend beginnt die aufregendste Phase: die Welpen werden warm „gerubbelt“. Mit trockenen Handtüchern werden die kleinen entlang der Rückenlinie abgerieben und verschleimte Atemwege werden abgesaugt. Das Abreiben mittels Handtüchern imitiert das trocken Lecken des Muttertiers. Dadurch wird das Herz-Kreislaufsystem angekurbelt und die Welpen beginnen eigenständig zu atmen. Angespannte Minuten für alle. Es kann mehrere Minuten dauern, bis die Kleinen richtig „ins Leben“ geholt wurden und die ersten Schrei-Laute von sich geben.

Zora bekam, wie vermutet, 5 gesunde und muntere Welpen. Alle konnten via Rubbel-Technik und Absaugen in ihr Leben starten. Ist diese erste Hürde geschafft, beginnt die U1 der Welpen (ja genau, die machen wir auch bei Tieren). Zunächst wird das Tier im Gesamten betrachtet, also Größe, Form, Erscheinung (wirkt es voll entwickelt? Volle Behaarung?). Dann schauen wir uns das Geschlecht an: Männlein oder Weiblein? Als nächstes betrachten wir die Gliedmaße: haben alle Füßchen 5 Zehen? Gibt es Missbildungen oder Fehlstellungen? Dann betrachten wir uns noch das Köpfchen und schauen ins Maul: hat das Tier eine Gaumenspalte?

In Zoras Fall waren alle Welpen gesund und munter. Sie hatte drei Rüden und zwei Weibchen zur Welt gebracht. Oder naja, wir haben sie zur Welt gebracht.

Während der OP hat man für die Hündin mehrere Optionen offen: man kann die Gebärmutter wieder verschließen, sodass die Hündin weiterhin intakt ist und wieder bedeckt werden kann oder man kann die Gebärmutter entfernen und somit den Kaiserschnitt zu einer Kastration erweitern.

In Zoras Fall haben wir uns gemeinsam mit der Besitzerin für die Kastration entschieden. Da Zora schon nach ihrer ersten Trächtigkeit einen Kaiserschnitt hatte und jetzt bei der zweiten Trächtigkeit auch, darf sie schon in ihre wohlverdiente Rente gehen. Die Gebärmutter trägt nach jeder chirurgischen Eröffnung Narbengewebe davon, was die Geburt bei einer folgenden Trächtigkeit schwieriger macht.

Nachdem Zora aus der Narkose aufgewacht war, wurde sie direkt mit ihren Welpen zusammen ihrer Besitzerin übergeben. Soweit war erstmal alles nach Plan gelaufen. Doch auch die ersten Tage nach einer Sectio sind für alle spannend, denn manchmal nehmen die Mütter nach einem Kaiserschnitt ihre Welpen nicht an. Durch die Narkose verpassen die Mütter das Ereignis Geburt komplett. Nachdem sie wach sind finden sie Welpen vor, die sie ja nicht wissentlich zur Welt gebracht haben. Es heißt also noch ein paar Tage: mit zittern und mitfiebern!

Doch Zora ist eine liebevolle Mama. Sie hat Ihre Babies von Anfang an umsorgt und wohl gehütet. Wir freuen uns für die kleine Familie, dass trotz der Geburtsschwierigkeiten jetzt alles gut ist und hoffen, dass wir die Kleinen erst zur ersten Impfung im Alter von 8 Wochen wieder bei uns sehen.

Ps: sind das nicht wunderschöne Hundewelpen?!

 

 

 

Kurz nach der Geburt, noch in unserer Praxis

 

Wenige Wochen später, zuhause

 

Raubtierfütterung