Liebe Freunde der Tierdoktoren,

wir haben uns überlegt hier auf unserer Website eine neue Rubrik einzuführen: unser Patient des Monats. Spannende Fälle, ungewöhnliche Patienten, klassische Erkrankungen der Tiermedizin – ab sofort gibt es einmal im Monat einen Artikel unter dem Reiter „Aktuelles“. Viel Spaß beim Lesen!

Kleiner Hund – großes Problem… Magendrehung bei Basset Hound Maverick

Wir starten unsere neue Rubrik mit einem Patienten aus den eigenen Reihen: der Hund Maverick unserer lieben Kollegin Annika. Kurz nachdem Annika ihre neue Stelle als TFA bei uns antrat, musste gleich ihr eigener Vierbeiner erleben was es bedeutet, in einer echten Notsituation zu sein. Gegen 21 Uhr am Abend, wir waren gerade am Ende unserer abendlichen Sprechstunde angekommen, klingelte noch ein letztes Mal das Telefon. Es war Annikas Schwester, die als sie nach Hause kam, ihren apathischen Hund vorfand. Maverick lag schlapp und schnaufend in Seitenlage auf dem Boden. Sein Bauch war kugelig und prall aufgebläht. Also nichts wie los in unsere Praxis… Bei uns angekommen war der Verdacht schnell klar: Magendrehung. Ungewöhnlich jedoch, da man die Magendrehung ja bekanntlich eher bei großen Hunderassen mit tiefem Brustkorb erwartet und der süße Basset Hound irgendwie nicht in das Schema passte. Das Röntgenbild bestätigte jedoch den Verdacht, der Magen hatte sich gedreht.

Die Magendrehung (torsio ventriculi) ist das, was man klassisch als lebensbedrohlichen Notfall kennt. Der Magen dreht sich dabei um seine eigene Achse, sodass sowohl der Magenein- als auch ausgang zugeschnürt werden. Die bei der Verdauung entstehenden Gase können dadurch nicht mehr entweichen und der Magen beginnt allmählich sich selbst „aufzupusten“, wie ein großer Luftballon. Das Gefährliche daran ist, dass der Magen, der jetzt immer mehr Platz im Bauchraum einfordert, große Blutgefäße abdrückt. Es kommt also schnell zum lebensbedrohlichen Kreislaufversagen (Schock).

Bei der Magendrehung ist also Eile geboten. Nach der eindeutigen Bestätigung durch das Röntgenbild werden schnell Venenzugang und Infusionen vorbereitet. Die Infusion, die durch den Venenzugang schnell in den Blutkreislauf gebracht wird, soll den Kreislauf weitestgehend stabilisieren. Anschließend wird das Tier sediert, sodass eine Magensonde gelegt werden kann. Die Magensonde sorgt dafür, dass die Gase entweichen können und auch erste Teile von Futterbrei aus dem Magen befördert werden. Dadurch wird der Druck auf die abgeschnürten Blutgefäße genommen. Ist der Kreislauf des Tieres stabilisiert und erste Notfallmaßnahmen erfolgt, wird das Tier für die bevorstehende OP vorbereitet. Der Magen muss schließlich wieder in seine Ausgangsposition gebracht und „zurück gedreht“ werden.

Nachdem der Magen wieder in Position gebracht wurde, wird er innen am Bauch festgenäht, sodass eine erneute Magendrehung verhindert werden soll.

Doch leider ist das Tier nach einer geglückten Operation noch lange nicht über den Berg. Die nächsten Tage nach der Operation sind trotzdem kritisch. Ob sich der Körper von den Strapazen des Kreislaufkollaps erholt, ist nie gewiss. Oft kommt es in den Tagen nach der Operation zu einem Herzmuskelversagen.

Erstaunlich an Mavericks Fall mag auch klingen, dass er vor seiner Magendrehung ruhig in seinem Körbchen gelegen und geschlafen hat. Denn viele Besitzer denken, dass eine Magendrehung immer mit viel Futter in Kombination mit hastigen Bewegungen und herum toben einhergeht.

Doch leider sind die Gründe für eine Magendrehung bis heute noch nicht komplett erforscht. Studien und auch Erfahrungen aus unserer Praxis zeigen: die Magendrehung kann leider jeder Zeit und ohne besondere Ereignisse vorkommen.

Auf welche Symptome könnt ihr zuhause achten, wenn ihr euch nicht sicher seid ob euer Hund gerade eine Magendrehung durchlebt :

1) plötzliche Apathie und

2) unproduktives Erbrechen (Brechreiz und Würgen, jedoch wird kein Mageninhalt herausgebracht da der Mageneingang ja abgeschnürt ist)

3) blasse Schleimhäute (Maulschleimhaut/ Zahnfleisch oder die Augenschleimhaut sind plötzlich blass rosa bis sehr blass)

4) kugeliger, stark auf gegaster und praller Bauch

 

Mavericks Fall verlief jedoch sehr gut. Einige Tage nach der Operation hatte er zwar noch mit den Strapazen zu kämpfen und Futter fand er anfangs auch nicht sehr lecker. Inzwischen ist er jedoch wieder putzmunter und genießt sein Leben, als wäre nichts gewesen.

Ach ja und sein Fressen schmeckt ihm auch wieder ganz gut. In diesem Fall also wirklich : Ende gut, alles gut. 

 

 

 

 

Maverick, wenige Wochen nach der Magendrehung 

 

 

 

Klassisches Erkennungsmerkmal ist die Zipfelmützenform des Magens