Osterzeit = Apomorphinzeit!

Zwei Mal im Jahr hat das Medikament Apomorphin in den tierärztlichen Praxen und Kliniken Hochsaison: um die Osterzeit und um die Weihnachtszeit! Unser Patient des Monats ist Labrador Don. Was genau Apomorphin eigentlich ist und wieso Don sein stibitzter Snack nicht vergönnt war, erzählen wir euch im folgenden Artikel.

Apomorphin ist ein Medikament aus der Humanmedizin, das früher als Mittel gegen Parkinson eingesetzt wurde. Es wirkt direkt im zentralen Nervensystem und wurde daher eingesetzt, um die unwillkürlichen Muskelkontraktionen der Parkinson Patienten zu behandeln. Leider hat das Medikament eine sehr unangenehme Nebenwirkung: es verursacht sehr starke Übelkeit und löst Erbrechen aus. Daher wird es in der Humanmedizin eigentlich kaum noch angewendet.

Diese Nebenwirkung hat sich die Tiermedizin zu Nutzen gemacht: Apomorphin ist für Hunde verträglich und ist daher immer im Einsatz, wenn man bestimmte Nahrungsmittel, die für Hunde- Mägen nicht geeignet sind kurz nach dem Fressen wieder heraus befördern möchte.

Der Klassiker schlechthin wenn wir an giftige Nahrungsmittel für Hunde denken ist die Schokolade. Daher wird unser Apomorphinbestand immer vor den Osterfeiertagen und um die Weihnachtszeit nochmal ordentlich gecheckt und aufgestockt. Auch Don konnte der Verlockung nicht widerstehen. Frauchen hatte schon die Osternester für die bevorstehenden Feiertage vorbereitet und eigentlich gut vor ihrem Leckermäulchen verstaut. Aber Don wäre kein Labrador, wenn er nicht die Leckereien auf 3km Entfernung wittern und genauestens lokalisieren könnte. Da war die verschlossene Tür auch kein Hindernis mehr. Also nichts wie rein mit den leckeren Schokoladen Häschen.

Was für uns Menschen oft ein heißgeliebter Snack ist, ist für Hunde leider giftig und kann große Probleme machen. In der Schokolade, genauer gesagt in der Kakaobohne ist der Stoff Theobromin enthalten. Theobromin hemmt im Körper unserer Haustiere bestimmte Stoffe und Rezeptoren. Die Folgen der Schokoladenvergiftung sind : Aufregung, starkes Speicheln, Herzrasen, vermehrter Urinabsatz sowie Durchfall und Erbrechen. In größeren Mengen kommt es auch zum akuten Leber- und Nierenversagen, sprich: die gemopste Schokolade kann für unsere Tiere tödlich sein! Da Theobromin nur in der Kakaobohne enthalten ist, ergibt sich: je dunkler die Schokolade und je höher der Kakaoanteil, desto gefährlicher wird es. Die tödliche Dosis Theobromin beträgt zwischen 100mg und 500 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Das heißt, für einen 10 kg schweren Hund kann im schlimmsten Fall schon eine halbe Tafel Schokolade mit 70 % Kakaoanteil tödlich sein.


Wenn man also mitbekommt, dass der Hund Schokolade gefuttert hat, und die Aufnahme nicht länger als 2 Stunden zurückliegt, sollte man sich dringend an seinen Tierarzt wenden! Ein kurzer Anruf reicht. Für einen „Kotzer“ machen wir immer einen eingeschobenen Termin möglich.

Auch Don konnte noch rechtzeitig mit Apomorphin behandelt werden. Eine kurze Injektion, danach geht alles ganz schnell: Dons Frauchen wurde mit einer Rolle Küchenpapier und einer Plastikschüssel ausgestattet. Nach 15 Minuten wurde es Don dann so richtig übel. Nach weiteren 5 Minuten hat Don dann seinen Mageninhalt brav in die dafür vorgesehen Schüssel gebrochen.

Nachdem der Magen komplett leer war und Don nur noch Schaum und Gallenflüssigkeit herausbrachte, gab es noch eine Injektion GEGEN Übelkeit und Erbrechen.

Jeder Patientenbesitzer hat nach so einem Vorfall immer die gleiche Hoffnung: „Na hoffentlich war dir das eine Lehre und du klaust nix mehr!“ Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: das klappt leider nicht… Bei meinem eigenen Hund hat der Lerneffekt bis heute auch noch nicht eingesetzt.

Don hat sich schnell wieder von seinem Besuch bei uns erholt und treibt zuhause wieder munter Schabernack. Die Osternester wurden ersetzt und noch besser versteckt. Alles in Allem kann man nur zusammen fassen : diesen Besuch bei uns fand Don einfach nur zum Kotzen!

 

 

 

Liste an giftigen Nahrungsmitteln für Hunde und Katzen:

Schokolade

Rosinen

Weintrauben

Birkenzucker (Xylith)

Macadamianüsse

Walnüsse (grüne Fruchtschale, oft mit Schimmelpilzsporen befallen!)

Avocado

Zwiebeln

Knoblauch

Bärlauch

rohes Schweinefleisch

 

 

 

Theobromingehalt in verschiedenen Schokoladen Sorten:

Milchschokolade: 1.5-2 mg/g

Zartbitter Schokolade: 5-8 mg/g

Kochschokolade: 14-16 mg/g

70% Schokolade: 20 mg/g

90% Schokolade 26 mg/g

 

 

Schokoladenrechner :

http://www.tierarztpraxis-in-halle.de/schoko.html

 

 

Giftinformationszentrum Hessen / Rheinland-Pfalz:
Gebäude 601, Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz
Notruf: 06131 192 40
Infoline: 06131 232 466

 

 

 

 

Don beim Spielen im Wasser

 

 

 

 

Nicht mehr ganz so appetitlich: das erbrochene Schoko- Häschen